Kanzel

Kanzel
1. Af da Kanzl an Löb, ön Beichtstuel an Lam. (Oberösterreich.) – Baumgarten.
Der Geistliche soll auf der Kanzel ein Löwe, im Beichtstuhl ein Lamm sein.
2. Auf der Kanzel ist der Mönch keusch.Simrock, 5417.
3. Eine schöne Kanzel macht eine schlechte Predigt nicht gut.
4. Man soll auf der Kanzel nichts lehren, was grosse Herren nicht wollen hören.Murner, Vom luth. Narren.
5. Seind man Cantzel vnd Cantzellei vermengt, es heut besser in der Welt steht vnd geht. Gruter, III, 81; Lehmann, II, 577, 73.
*6. D' Chanzla n'ufstella.Tobler, 94.
Bei Besetzung einer Pfarrstelle freie Bewerbung eröffnen, sodass der Befähigte, der dazu geneigt ist, eine Probepredigt halten kann.
*7. Die Kanzel berauben, um das Altar zu bekleiden.
Holl.: Hij berooft de kerk, om zijn eigen koor te dekken. (Harrebomée, I, 394a.)
*8. Einen von der Kanzel auswaschen.
»Mit solchen Worten vngelaschen, vns von der Cantzel ausszuwaschen.« (Waldis, IV, 98.)
*9. Einen von der Kanzel werfen (oder: springen lassen).Grimm, V, 177.
Im Aufgebot oder kirchenzüchtlich tadelnd. »Dass sie vmb acht tag ehender als sonsten dorften Hochzeit halten, weiln sie in acht Tagen dreimahl nach einander über die Canzel geworfen werden konnten.« (Simplic., II, 395.)
Frz.: Déclamer contre quelqu'un. (Kritzinger, 204b.) – Publier les annonces de quelqu'un. (Kritzinger, 29b.)
*10. Sei dräggt det Voders Kanzel opp em Puckel. (Ostpreuss.)
Von einer verwachsenen Predigertochter entlehnt.
*11. Sich der Kanzel widmen.
Dem Studium der Theologie.
*12. Ueber die Kanzel abwerfen (geworfen werden).Simplic., IV, 506 u. 572.
*13. Von der Kanzel fallen.Frischbier2, 1885.
Scherzhaft vom kirchlichen Aufgebot der Brautleute. Er ist heute das zweite oder dritte mal von der Kanzel gefallen. In Würtemberg: Von der Kanzel ra schmeissa. (Nefflen, 468.) In Pommern: Se sind all van de Kanzel fallen. (Dähnert, 217b.)
[Zusätze und Ergänzungen]
14. Op de Kanzel lehrt man beden, bi de Tafel lehrt man reden, schmöken lehrt man vun enanner, drinken al vun Gos or Ganner. Plattdütscher Husfründ.
*15. Auff die Kantzel lauffen zu predigen, gleich wie eine Saw zum Troge.Sarcerius, 85.
*16. Die Kanzel verspricht sich ja auf dem Pfarrer.Braun, I, 3187.
Scherzhafte Umdrehung.

Deutsches Sprichwörter-Lexikon . 2015.

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  • Kanzel — (de) …   Kölsch Dialekt Lexikon

  • Kanzel — Kanzel, der erhöhte Ort in einer Kirche, von welcher herab der Priester die Predigt hält. Hervorgegangen aus den altchristlichen Ambonen (s. Ambo, Bd. 1, S. 171), die an den den Chor abschließenden Schranken (cancelli) standen. Später wurde dann… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Kanzel — Kanzel: Das Wort bezeichnet in der christlichen Kirche den erhöhten ‹mit einer Brüstung umgebenen› Stand für den Prediger. Daneben hatte es früher (wie noch heute in Österreich) auch die Bed. »Lehrstuhl«. Im übertragenen Sinne wurde »Kanzel« dann …   Das Herkunftswörterbuch

  • Kanzel — Sf std. (8. Jh.), mhd. kanzel, ahd. kanzella Entlehnung. Entlehnt aus l. cancellī m. (ursprünglich Pl.) Schranken . Damit waren die Schranken gemeint, die den Chorraum der Kirche vom Mittelschiff trennten. Dort stand das Lesepult für die Predigt… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

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  • Kanzel — Kanzel, der erhöhte, mit Brustlehne und oben mit Schalldeckel versehene Standort des Geistlichen in der Kirche bei der Predigt, benannt von den cancelli (Schranken), welche die im Mittelschiff vor dem Chor befindlichen Lesepulte (Ambo) der… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Kanzel — Die Kanzel ist ein erhöhter Ort in Kirchen, Synagogen und Moscheen, von dem aus der/die Geistliche die Verkündigung/Auslegung des Wortes Gottes, die Predigt, hält. Rokoko Kanzel, Klosterkirche Gutenzell …   Deutsch Wikipedia

  • Kanzel — Kan|zel [ kants̮l̩], die; , n: 1. auf einer Säule ruhende oder an einem Pfeiler angebrachte, von einer Brüstung umgebene Plattform, von der aus im Gottesdienst gepredigt wird: auf der Kanzel stehen; die Pfarrerin predigte von der Kanzel herab. 2 …   Universal-Lexikon

  • Kanzel — Ein Brautpaar von der Kanzel werfen (herunterschmeißen, springen lassen): es kirchlich aufbieten; eine schon seit dem 17. Jahrhundert bezeugte Redensart, die sich davon herleitet, daß die Namen der Verlobten drei Sonntage hintereinander von der… …   Das Wörterbuch der Idiome

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